90 Jahre Itzehoer Jugend-Spielmannszug (27.09.2014)
90 Jahre Itzehoer Jugend-Spielmannszug von 1924 e.V.
Liebe Gäste, liebe Mitglieder wir freuen uns das wir hier heute unseren 90. Geburtstag feiern können.
Ein besonderer Dank gilt an dieser Stelle Herrn Schacht und dem Team vom Holstein Center die uns in Ihrem Haus so freundlich aufgenommen haben.
Stellvertretend für alle Gäste möchte ich den Bürgervorsteher der Stadt Itzehoe Herrn Köhnke und den Bürgermeister der Stadt Itzehoe Herrn Dr. Koeppen sowie den zweiten stellvertretenden Kreispräsidenten Herrn Schultze begrüßen.
Besonders freue ich mich auch Günter Melchior als unser Dienstältestes Mitglied heute in unseren Reihen willkommen heißen zu können. Mit seinen 58 Jahren Vereinszugehörigkeit kann er einiges zur Geschichte unseres Vereins aus aktiv erlebten Zeiten beitragen. Dies haben wir im Frühjahr bei der Betrachtung alter Bilder gemeinsam genutzt und für unsere Chronik Gesichter auf den alten Bildern mit den dazugehörigen Namen ergänzt, um auch nächsten Generationen diese Erinnerungen zu erhalten. Auch unser zweitälteste Mitglied Wolfgang Hartfeil darf ich hier heute begrüßen der uns auch schon seit 55 Jahren die Treue hält und ich mir sicher das auch Wolfgang noch einiges zu den alten Bildern berichten kann die auch auf dem Bildschirm dort hinten zu sehen sind. Wir werden bestimmt später noch Zeit finden und die eine oder andere Erinnerung mit den beiden auffrischen können.
90 Jahre Vereinsgeschichte erwartet einen Blick zurück auf die gute alte Zeit, oder sollte man nach vorne schauen, auf die nächsten Jahre bis zum dann großen runden Jubiläum? Ich glaube an einem Tag wie diesen sollte man auf jeden Fall auch nach vorne schauen, denn wir wollen ja in zehn Jahren die 100 feiern. Und wenn man sich die jungen Musiker mit ihrer Musik-und Tanzshow angesehen hat war nichts von verstaubten 90 Jahren Geschichte zu erkennen.
Aber ohne diese 90 Jahre Geschichte würde es eben diese Performance heute auch nicht geben und darum an dieser Stelle dann doch auch ein kleiner Blick zurück.
Los ging es 1924 mit der Gründung eines Spielmannszuges in der Freien Turnerschaft Wellenkamp. Im Laufe der 30er Jahre schloss man sich dem Reichsbanner an und marschierte am 30. Januar 1933 noch einmal in Reichsbanneruniformen durch die Stadt. Der damalige Stabführer Willi Heesch mahnte: Macht alle mit, denn wer weiß ob wir nochmals spielen werden.
Durch die Mitgliedschaft des im MTV Itzehoe gegründeten Spielmannszuges konnten sich einige Mitglieder bis zum endgültigen Wiederaufbau im Jahr 1947/48 retten. Instrumente gab es auch noch, denn der Vereinswirt Friedrich Claasen von der Gastwirtschaft zur Linde in der St. Jürgenstr. hatte diese gut versteckt und so vor dem Zugriff der Nazis gerettet.
Die ersten Auftritte wurden dann beim Siedlerfest im Wellenkamp absolviert und das hat sich bis heute nicht geändert, denn auch in diesem Jahr haben wir das Kinderfest im Wellenkamp wieder musikalisch begleitet.
Der Grundstein für den Jugend-Spielmannszug wurde dann 1959 mit der Gründung einer Schülerabteilung gelegt, die in den Tribünenhallen auf den Malzmüllerwiesen probten.
1961 übernahm dann Günter Melchior die Stabführung und den Vorsitz im Spielmannszug. Man war zu der Zeit Mitglied im Turnerbund und spielte in weißen Uniformen. Ärger gab es weil man auf die geliebten Schirmmützen verzichten musste, ein Original Exemplar ist auch noch in unserer kleinen Ausstellung zu bewundern. Jetzt ging es so richtig los und zum 40. Geburtstag 1964, gab es auch schon Mädchen im Spielmannszug.
Der nächste große Schritt folgte dann 1973 mit der Anschaffung neuer Uniformen. Man wollte bei auswärtigen Auftritten Werbung für unsere Heimatstadt machen, Slogan der Stadt Itzehoe war zu der Zeit ( „die Stadt im Grünen“ ) und so wurden die grün - weißen Uniformen im Wert von 14.000,- DM für die 58 Mitglieder angeschafft bzw. in Heimarbeit unter Anleitung der Schneidermeisterin und damaligen Jugendwartin Karla Sievers gefertigt. Die Herrensakkos schneiderte der Meister Holm, der in der Helenenstr. seine Werkstatt hatte, wo er im Schneidersitz am Fenster saß und nähte. Erinnerungen wie aus einem Märchenbuch, aber das gab es in den 70er Jahren in Itzehoe noch zu bewundern in der schönen guten alten Zeit!
Nach dem 50 jährigen Jubiläum 1974, das leider sprichwörtlich ins Wasser fiel, weil es den ganzen Tag über in Strömen regnete, begann 1975 mit der amtlichen Anerkennung als Jugendgruppe dann auch das Reisezeitalter unseres Vereins.
So gab es in den folgenden Jahren dann die Musik aus Itzehoe nicht nur in den späteren Patenstädten Cirencester, La Couronne und Paslek zu hören, sondern auch in Norwegen, Schweden, Österreich, Ungarn, Italien und in Russland. Was aber bei diesen Unternehmungen immer im Vordergrund stand war die Begegnung mit den jungen Menschen, und so gab es auch immer wieder Gegenbesuche in Itzehoe.
Dass man immer auch im fortgeschrittenen Alter jung bleiben muss haben wir eigentlich immer verstanden. Und ausgefallene Ideen sind uns eigentlich nie ausgegangen. Und so gab es einige große Musikfeste zu runden Geburtstagen in Itzehoe. 1984 zum 60.Geburtstag gab es ein Fest im Stadion am Sandberg und in der erst kurz zuvor eröffneten Tennishalle an der Kastanienallee, die in einen großen Musiksaal umgewandelt wurde. Der Erfolg konnte sich sehen lassen, nicht nur mehr als 3000 Besucher am Sonntag im Stadion, sondern auch drei vollbesetzte Abendveranstaltungen an der Kastanienallee erfreuten die Verantwortlichen. Auch die Teilnehmer aus Österreich, Norwegen, England und Frankreich, die in der Jugendherberge und im Haus der Jugend am Juliengardeweg untergebracht und in einem eigens aufgestellten Festzelt im Innenhof von den ehrenamtlichen Helfern verpflegt wurden, waren begeistert. Was folgte waren wieder neue Reiseziele nicht nur für uns, sondern auch die Teilnehmer aus Norwegen z.B. reisten im nächsten Jahr zu den in Itzehoe kennengelernten Musikern nach Österreich, ein ganz wichtiger Punkt diese Musikfestes war also erreicht worden, es gab wieder neue Freundschaften .
Ein weiteres großes Fest gab es dann 1994 zum 70.Geburtstag, hier waren noch mehr Gäste bei uns in Itzehoe zu Gast und es gab noch die leerstehende Kaserne am Langen Peter, also noch kurz vor dem neuen Stadtteil Klosterforst. Die nächste Idee war geboren, wieder alle Mitglieder mobilisiert es gab Reinigungsaktionen, Feldbetten wurden rangeschafft und es waren alle die Untergebracht, die in der Jugendherberge und im Haus der Jugend kein Bett mehr bekommen hatten. Gefeiert wurde mit den Gästen aus England, Frankreich, Russland, Tschechien und dem gesamten Bundesgebiet im neuen Theater und im Stadion am Sandberg und es gab natürlich wieder einen großen Festzug durch Itzehoe mit mehreren tausend Besuchern, was alle freute.
Zum 75. Jubiläum, das hatten wir inzwischen auch gelernt, dass nur die durch 25 zu teilenden Geburtszahlen Jubiläen sind, wurde mit einem großen Zeltfest auf den Malzmüllerwiesen gefeiert. Im Vorwege hörte man immer wieder, das so etwas mitten in Itzehoe nicht machbar sein, aber wir Spielleute waren dann mal wieder die, die ein solches Fest mit einem drei Tage voll besetztem Zelt an den Start brachten. Natürlich waren auch wieder Gästen aus unseren Patenstädten dabei und es gab nicht nur am Sonntag ein buntes Treiben in der ganzen Stadt, da auch die Itzehoer Woche gefeiert wurde und der Kindertag am Theater und das Musikfest auf den Malzmüllerwiesen bestens zusammen funktionierten.
Nachdem uns durch die Schließung der Jugendherberge und des Hauses der Jugend am Juligardeweg die Infrastruktur für solche Begegnungsprogramme genommen wurden, was leider die Besuche unser befreundeten Musikgruppen in Itzehoe wesentlich aufwendiger gemacht hat, sind diese seitdem leider auch entsprechend weniger geworden, an dieser Stelle dann wohl auch ein sehnsuchtsvoller Blick zurück in die gute alte Zeit.
Es gibt heute nach 90 Jahren immer noch unsere traditionelle Spielmannsmusik, was auch so bleiben soll, und wir freuen uns immer wieder, wenn wir einen Kinderfest- oder Laternenumzug musikalisch begleiten dürfen. Aber es gibt auch schon seit Jahren immer wieder neue musikalische Experimente, die durch unsere Ute vorangetrieben werden. Die einstudierten Showprogramme stellen immer wieder besondere Anforderungen an uns Akteure, die manchmal auch zu einigen Überraschungen führen.
Erinnert sei an dieser Stelle an eine Fahrradnummer (Wir san mit dem Radel da), wo wir mit zwei grün - weißen Kinderfahrrädern einen optischen Hingucker ins Programm eingebaut hatten, die dann eine unser Akteurinnen bei einem Auftritt in Bad Orb veranlasste fast den komplette Kurpark zu umrunden, was nicht nur zum Erstaunen der Besucher führte. Oder unser angedeuteter Männerstrip, der uns beim Musikfest in Frankfurt an der Oder, auf einer Oen Air Bühne mit 3000 Besuchern, Standing Ovations und eine Einladung zum Vorentscheid für die internationale Musikschau in Bremen bescherte. Sicher auch über Jahre ein Markenzeichen unser Can – Can, der bei einem Auftritt in Genua für eine unser Tänzerinnen so aufregend war, dass das Ganze hyperventilierend mit einer Nacht im Krankenhaus endete. Sie sehen, wir geben immer Alles und das jetzt seit 90 Jahren.
Nun noch einmal der Blick nach vorne und auch hier ist wie sich sicher schon der eine oder andere überzeugen konnte, wieder einmal unter der Leitung unserer musikalischen Leiterin Ute Sievers, etwas musikalisch besonders geglückt, was es in dieser Form wohl noch nicht gegeben hat. Mit den Steinburger Tänzern, die seit Anfang des Jahres zum Itzehoer Jugend-Spielmannszug gehören und unseren Steel Pan´s gibt es wieder ein ganz neues Musikerlebnis. Um all das auf die Beine zu stellen bedarf es vieler Rädchen die ineinander greifen müssen und der ehrenamtliche Einsatz reicht dann manchmal auch allein nicht mehr aus, um diese Räder zum Drehen zu bringen. Daher an dieser Stelle auch ein herzlicher Dank an alle Gönner und Sponsoren, die uns über Jahre immer wieder finanziell unterstützen und ohne sie wäre eine Jugendarbeit in einem kleinen Verein so nicht machbar. Denn ein wichtiges Ziel soll es auch weiterhin sein, das alle die Lust an einer Beteiligung im Itzehoer Jugend-Spielmannszug finden auch die Möglichkeit haben sollen bei uns mitzumachen unabhängig irgendwelcher finanziellen Voraussetzungen.
Als Geburtstagskind hat man in der Regel ja auch Wünsche und ich möchte an dieser Stelle die Möglichkeit nutzen und einen Wunsch äußern. Wir Stadtkinder blicken so manchmal in den Umlandgemeinden neidisch auf die Dörfer Gemeinschaftshäuser, in denen die Vereine dieser Gemeinden ihr zu Hause gefunden haben, wie gern hätten wir Großstadtkinder auch ein solches Dach über dem Kopf, daher mein Wunsch an alle Entscheider in unserer Stadt. Eine ähnlichen Bleibe für uns kleinen Vereine in der großen Stadt Itzehoe würde uns das Leben oder vielleicht sogar das Überleben ein großes Stück sichern.
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